„An einem Wirtschaftsstudium reizten mich vor allem die Breite der Fachgebiete“- Interview mit Melanie Mühlberger

„An einem Wirtschaftsstudium reizten mich vor allem die Breite der Fachgebiete“- Interview mit Melanie Mühlberger

1. Können Sie sich bitte kurz vorstellen?

Mein Name ist Melanie Mühlberger und ich bin seit 2009 Professorin für Betriebswirtschaft an der Hochschule für Technik in Stuttgart. Meine Fachgebiete sind Rechnungslegung und Steuern.

2. Was genau machen Sie in Ihrem Beruf?

Als Professorin hat man drei Tätigkeitsschwerpunkte: Lehre, Forschung und Verwaltung. Ich konzipiere und halte Vorlesungen in meinen Fachgebieten in den Bachelor- und Masterstudiengängen an der Hochschule für Technik. Zu meiner täglichen Arbeit gehört die Beratung von Studierenden zu Projekten und Studienarbeiten und die Betreuung von Bachelor- und Masterarbeiten. Im Prüfungszeitraum stelle und korrigiere ich Klausuren und halte Kolloquien zu den Abschlussarbeiten ab. Nebenher schreibe ich wissenschaftliche Aufsätze und bin Autorin in Kommentaren zur Rechnungslegung. Als Studiendekanin bin ich auch verantwortlich für die Leitung und Organisation des Studiengangs Betriebswirtschaft und die Präsentation nach außen, auf der Homepage, Flyern, Studieninfotagen und Schülermessen. Im Studienbereich Wirtschaft entwickeln wir die Studieninhalte stetig weiter. Zum Beispiel greifen wir Trends wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Globalisierung auf und vermitteln Sie in unseren Vorlesungen.

3. Was war ausschlaggebend für Ihre Berufswahl? Hatten Sie schon immer Interesse an Ihrem heutigen Beruf?

Als ich an der Universität Hohenheim in Stuttgart angefangen habe Wirtschaftswissenschaften zu studieren, wusste ich noch nicht, dass ich einmal Professorin werden würde. An einem Wirtschaftsstudium reizten mich vor allem die Breite der Fachgebiete (Volkswirtschaftslehre, Betriebswirtschaftslehre, Recht, Psychologie und Soziologie) und die breiten Anwendungsmöglichkeiten in der Praxis. Vom ersten Semester an haben mich Rechnungslegung und Steuern interessiert. Nach dem Studium hatte ich die Chance auf eine Promotion im Bereich Rechnungslegung, die ich gerne genutzt habe. Danach wollte ich ergänzend in die Unternehmenspraxis und habe mich für die Unternehmensberatung entschieden. Auch hier waren meine Schwerpunkte Rechnungslegung und Steuern. Diese Zeit war lehrreich und spannend. Meine Motivation zu der Rückkehr in den akademischen Bereich waren die Lehre und die Forschung. Anders als im Unternehmensalltag kann man sich an der Hochschule eingehender und tiefer mit Fragestellungen beschäftigen.

5. Wie sieht ein normaler Arbeitsalltag von Ihnen aus?

Während des Semesters halte ich Vorlesungen nach einem festen Vorlesungsplan. Dazu kommen Besprechungen mit Mitarbeitern, Kollegen und Studierenden, Sitzungen in Verwaltungsgremien und die Teilnahme oder Moderation von Workshops in Strategieprojekten an der Hochschule. Vor allem in der vorlesungsfreien Zeit stelle und korrigiere ich Prüfungen, schreibe an wissenschaftlichen Veröffentlichungen und bereite die Vorlesungen für das folgende Semester vor. Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich und vielseitig. Es gibt keinen Tag, der dem anderen gleicht.

6. Was schätzen Sie an Ihrem Beruf ganz besonders, was gefällt Ihnen weniger?

Ich schätze es mit jungen Menschen zu arbeiten und sie in ihrem Studium zu begleiten. Es ist sehr erfüllend zu sehen, wie Studierende im ersten Semester starten, sich entwickeln und nach einigen Jahren eine interessante Masterarbeit schreiben und veröffentlichen oder ein Start-Up gründen. Ich halte auch Kontakt zu unseren ehemaligen Studierenden, den Alumni, die bei uns Gastvorträge halten, Praktika anbieten oder auf Absolventenfeiern über ihre beruflichen Erfahrungen sprechen. Das ständige Forschen, Weiterentwickeln von Studieninhalten – sei es in Vorlesungen, sei es in der wissenschaftlichen Arbeit – reizt mich sehr. Etwas weniger gefällt mir die Verwaltungsarbeit, die jedoch für den reibungslosen Ablauf des Studiengangs wichtig ist.

7. Welche Voraussetzungen sollte man Ihrer Meinung nach für den Beruf bzw. für das Studium mitbringen?

Wer BWL studieren will, sollte Interesse an wirtschaftlichen Zusammenhängen haben und sowohl gut mit Zahlen als auch mit Normen und Gesetzen umgehen können. Interesse für Fremdsprachen und interkulturelle Kontakte sind hilfreich, da die Betriebswirtschaft vielfältige internationale Bezüge hat. Analytisches Denkvermögen und Neugierde auf neue Entwicklungen sind von Vorteil.

8. Welche Tipps haben Sie für alle die später auch einmal in diesem Bereich arbeiten wollen?

Schauen Sie über Praktika und Werkstudententätigkeiten in möglichst viele Fachgebiete, wie Beschaffung und Logistik, Marketing, Vertrieb, Controlling, Bilanzierung, Steuern und Finanzierung. Jeder entwickelt andere Vorlieben und Interessen. Während des Studiums können Sie auch als wissenschaftliche Hilfskraft im Studiengang oder als Tutor*innen arbeiten. Probieren Sie aus, ob Sie später gerne eher praktisch oder eher wissenschaftlich, eher in einem internationalen Konzern, in einem Familienunternehmen oder in einem Start-Up arbeiten wollen. Es gibt viele Branchen und Bereiche, die sich gerade sehr spannend entwickeln.

9. Kann die Ökonomie einen Beitrag zum ökologischen Wandel leisten?

Die Ökonomie ist ein zentraler Baustein des ökologischen Wandels. In unserem Studienbereich Wirtschaft an der HFT Stuttgart arbeiten wir u.a. auch an den Themen Nachhaltigkeit, klimaneutrales Wirtschaften und Neo-Ökologie. Diese Trends ändern sowohl das Verhalten von Konsumenten als auch die Ziele von Unternehmen und beeinflussen zahlreiche Märkte. Zum Beispiel tragen die nachhaltige Finanzwirtschaft, klimaneutrale und soziale Investitionen und die umweltorientierte Logistik zum ökologischen Wandel bei. Aber auch in den Funktionen Personal, Produktion, Marketing, Rechnungslegung und der Unternehmensbesteuerung wird der ökologische Wandel umgesetzt.

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Sarah

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