Apothekerin – „Es war nicht meine 1.Wahl, wurde aber zu meinem Taumberuf“

Apothekerin – „Es war nicht meine 1.Wahl, wurde aber zu meinem Taumberuf“

Was hat Sie dazu bewegt ihren Beruf zu erlernen? Gab es ein Schlüsselerlebnis?

Im Prinzip gab es ein Schlüsselerlebnis. Als 7-8jähriges Kind sollte ich „Frubienzym“-Halsschmerztabletten in der Apotheke einkaufen. Auf dem Weg dahin sagte ich mir dieses schwere Wort andauernd laut auf, und war beeindruckt, dass der sehr nette Apotheker mich verstand und die Tabletten aushändigte. Ich war des weiteren sehr beeindruckt von dem Geruch, der Einrichtung der Apotheke, den vielen Gefäßen mit unaussprechlichen Namen…

Wie lange üben Sie Ihren Beruf schon aus?

35 Jahre

War dieser Beruf Ihre 1.Wahl?

Eigentlich wollte ich Ärztin werden. Die Verantwortung war mir jedoch zu groß, so dass ich das Vorhaben Medizin zu studieren aufgab. Eine gute Entscheidung!

Ich hatte ein gutes Abi, Chemie ,Biologie.. machten mir Spaß und da Pharmazie ja auch den medizinischen Aspekt hat, beschloss ich Pharmazie zu studieren.

Es war nicht meine 1.Wahl, wurde aber zu meinem Taumberuf. Auch Dank meiner guten Chefs.

Was macht ihnen am meisten Spaß?

Der Umgang mit Menschen, jeder Arbeitstag ist anders, medizinische Beratung, knifflige Aufgaben

Gibt es Nachteile?

In einer öffentlichen Apotheke arbeitet man in einem mittelständischen Kleinbetrieb.

In Kleinbetrieben ist der Schutz des Arbeitnehmers nicht so stark wie im öffentlichen Dienst oder größeren Unternehmen.

Was hat sich in den letzten Jahren in ihrem Beruf verändert?

Insgesamt hat sich mein Beruf sehr verändert. So wurden „ Rabattverträge“ von den Krankenkassen eingeführt. Dies bedeutet, dass ein Patient keinen Anspruch auf „sein Medikament, von genau dieser Firma“ mehr hat, weil die Krankenkassen mit den entsprechenden Firmen Rabatte ausgehandelt hat, und nun Präparate dieser Firmen mit den höchsten Rabatten abgegeben werden müssen.

Dies führt sehr häufig zum Unmut der Patienten – verständlicherweise.

Die Beratung kommt oft zu kurz, da es nur noch darum geht, zu vermitteln, dass der Patient dieses Präparat nehmen muss. Zudem weiß Dr. Google wesentlich besser, was dem Patienten fehlt, als der Arzt oder Apotheker. Das ist natürlich zynisch gemeint. Und auch die wachsende Respektlosigkeit voreinander in unserer Gesellschaft ist deutlich zu spüren

Als Apothekerin sind sie Denker und Lenker der Apotheke. Können sie die Arbeitszeiten als Frau gut mit ihrem Privatleben vereinbaren?

Sehr gut. Man kann gut Teilzeit arbeiten. Ich wollte aber auch nie selbstständig sein. Als Selbstständiger sieht es natürlich anders aus.

Was war das Seltsamste, das ein Kunde je bei ihnen kaufen wollte? Oder gab es eine andere lustige oder schräge Situation?

Es gab immer wieder sehr witzige Situationen in meinem Arbeitsleben. Ich hab`s mir leider nicht aufgeschrieben.

Einmal wollte ein Kunde:  Atom-Aspirin. Er meinte Thomapyrin

Ich habe aber durch meinen Rat auch schon Leben gerettet.

Was machen Sie als Apothekerin, wenn sie alleine nachts stundenlang in der Apotheke sind?

Apothekerzeitung lesen, Rezepte kontrollieren, Unerledigtes nacharbeiten….

Denken Sie, dass ihre Arbeit, mit all dem was Sie täglich leisten, ordentlich bezahlt ist?

Für eine solch hochwertige Qualifikation ist die Bezahlung eindeutig zu schlecht in einer öffentlichen Apotheke.

Wie gehen Sie mit Misserfolgen um?

Ich versuche es nicht persönlich zu nehmen.

Was wollen Sie mit ihrem Beruf bewirken? Warum haben sie sich diesen ausgesucht?

Menschen zu helfen. Apotheke ist auch ein Ort ,wo kranke und alte Menschen über ihre Sorgen und Ängste sprechen. Auch hier sehe ich ein Wirkfeld  meines Berufes.

Wie gesagt ich wollte eigentlich Ärztin werden, Apothekerin war meine 2.Wahl. Dass es mein Traumberuf wurde, war nicht abzusehen. Ich hatte Glück mit meinen Chefs.( s.Kleinbetrieb, kann auch schief gehen)

Inwiefern hat sich ihre Arbeit durch Corona verändert?

Corona hat viele Konflikte, die Menschen haben, verschärft. Von der anfänglichen Solidarität in der 1. Welle ist nicht mehr viel übrig. Die Menschen sind mürbe und müde, gestresst. Und es gibt natürlich auch die Coronaleugner, die z.Teil sehr heftig sind im Umgang.

Können Sie ihren Beruf kurz beschreiben/zusammenfassen

Apotheker ist ein Heilberuf. In der öffentlichen Apotheke steht die Beratung in Gesundheitsfragen im Vordergrund, auch müssen Rezepturen wie Salben, Kapseln,..hergestellt werden, Betäubungsmittel dokumentiert werden…..und vieles mehr.

Man kann als Apotheker aber auch in einer Krankenhausapotheke oder in der Industrie arbeiten.

Was muss man mitbringen um diesen Beruf auszuführen?Wem würden Sie diesen Beruf empfehlen?

Ein gutes Abitur und die Bereitschaft sich auf ein anspruchsvolles Studium einzulassen, das Durchhaltevermögen und Frustrationstoleranz abverlangt.

Im Beruf: Spaß am Umgang mit Menschen

Wenn mein Sohn/Tochter sagen würde, er wolle Pharmazie studieren, wäre ich nicht begeistert. Der Beruf hat sich zu sehr verändert.

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Redaktion

Ein Gedanke zu “Apothekerin – „Es war nicht meine 1.Wahl, wurde aber zu meinem Taumberuf“

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