Eine Welt ohne Grenzen?

Eine Welt ohne Grenzen?

Es klingt im ersten Moment wie eine naive Utopie – Grenzen scheinen doch fester Bestandteil menschlicher Geschichte zu sein. Die meisten Kriege spielten sich um Grenzregionen ab, sie trennen Länder und spalten Völker. Was wäre nun, wenn es keine Grenzen mehr geben würde? Wäre das die Lösung für all unsere Sorgen?

In der globalisierten Welt scheinen die Grenzen schon zu verschwimmen. Im Schengen-Raum merkt man nicht mal mehr, wenn man eine Grenze überquert. „Bin ich nun schon auf der französischen oder noch auf der deutschen Autobahn?“ Kennzeichen und Geschwindigkeitsbegrenzungen können noch Hinweise darauf geben. Doch nicht nur in der Mobilität, sondern auch in der Wirtschaft liegen Chancen in solch einem Wandel. Freier Güter- und Kapitalverkehr könnten die weltweiten Gewinne erheblich steigern. 

Alle nationalen Probleme wären auf einmal globale Probleme, die Welt müsste an einem Strang ziehen. Ob sie dazu in der Lage ist? Darüber lässt sich streiten. Doch gerade weltweit verbreiteten Sorgen wie Armut und Hunger könnte ein neuer Kampf angesagt werden. 

Gleichzeitig aber würde solch ein Vorhaben negative Folgen mit sich ziehen. Grenzenlosigkeit bedeutet auch keine Kontrolle mehr. Kriminalität und Gewalt machen an keinen Grenzen halt, doch können die Täter*innen über Grenzkontrollen gefunden und aufgehalten werden. 

Auch Viren können sich in einer Welt ohne Grenzen schneller ausbreiten. Das können wir gerade am eigenen Leib miterleben. Man stelle sich nun mal vor, es gäbe in der Corona-Pandemie keine Grenzen mehr. Der Virus verbreitet sich auch mit den bestehenden Grenzen rasend schnell, ganz ohne Grenzen wäre die Verbreitung aber unkontrollierbar. Und schließlich die wichtigste Frage: Wer würde denn alles kontrollieren?

Die Machtfrage sorgt auch innerhalb der Staaten für große Konflikte, man sehe sich allein schon die Streitigkeiten der letzten Wochen innerhalb der Union an. Da scheint es unvorstellbar, dass ein Machtzentrum für die gesamte Welt gefunden wird. Kulturellen Unterschieden zwischen Ländern könnte man vielleicht weniger gerecht werden, sie weniger schätzen, da sie zu einem Problem statt zu einer Bereicherung werden. Es müsste also eine andere Lösung zur Regelung der Gesetzmäßigkeiten gefunden werden. Lokale Regierungen könnten bleiben. Doch werden so nicht wieder Grenzen gezogen? 

Es ist also nicht leicht eine Antwort auf die Frage zu finden, ob eine Welt ohne Grenzen die Lösung aller Probleme wäre. Sie würde vielleicht einige lösen, aber wiederum andere schaffen. Es scheint außerdem eher unwahrscheinlich, dass sich der gesamte Erdball für eine Idee gewinnen lässt. Dafür sind wir doch alle (glücklicherweise!) sehr verschieden. Man könnte eine „Welt ohne Grenzen“ aber auch im übertragenen Sinne verstehen. Als eine Welt, in der wir uns von den Grenzen in unseren Köpfen lösen, anderen Menschen und Kulturen jenseits dieser Linien begegnen. Bestehende Grenzen müssen partout nichts Schlechtes sein, es kommt darauf an, was wir aus ihnen machen. Lasst sie uns doch grenzenlos machen.

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Redaktion

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