Interview mit Herr Novak

Interview mit Herr Novak

Sie sind Lehrer der Ethik. Wieso haben sie sich dazu entschieden, diese Gesellschaftswissenschaft zu erlernen und dann auch zu lehren?

Ich habe Philosophie studiert, weil mich das interessiert hat. Man ist da sehr frei, kann spät aufstehen und sehr viele unterschiedliche Themen studieren.

Inwieweit steht die Philosophie in Verbindung mit der Ethik?

Ethik ist ja ein Teilgebiet der Philosophie. Man kann sie als „praktische Philosophie“ bezeichnen, weil sie sich mit dem menschlichen Handeln befasst. Wann handelt man richtig, wann falsch? Was sind Maßstäbe, um sich moralisch zu orientieren? Religionen, Traditionen oder Gesetze können eine hilfreiche Orientierung darstellen, müssen aber ethisch immer wieder neu in Frage gestellt werden!
So ist z.B. das Verbot gleichgeschlechtlicher Liebe ethisch gesehen diskriminierend und nicht moralisch begründbar! Diese Position verursacht Leid und ist aus Sicht der Ethik also unmoralisch!
Die Gesetze in vielen Ländern sind natürlich ebenfalls nicht immer moralisch. Machthaber missbrauchen nicht selten ihre Macht um bestimmte Dinge durchzusetzen, die der ganzen Gesellschaft oder Minderheiten massiv schaden!
Die Philosophie, bzw. Ethik sollte zu einem positiven Wandel der Gesellschaft beitragen, indem es herrschendes Recht oder Traditionen, Gewohnheiten usw. immer wieder in Frage stellt!

Welche Schule der Philosophie ist für sie prägend und welche finden sie und das ist eine schwere Frage, für die Beste?

Es gibt keine bestimmte philosophische Richtung, von der ich Fan bin. Grundsätzlich ist es ja auch schwierig an Wahrheiten zu glauben. Jede Richtung oder Strömung sieht die Dinge eben etwas anders. Und je nach Lebenssituation und Stimmung kann einem ein Text oder Philosoph etwas sagen, oder auch nicht. Aber grundsätzlich mag ich den Ansatz von Aristoteles. Wir haben als Menschen, wie alle Lebewesen, bestimmte Bedürfnisse, die wir ausleben müssen, um glücklich zu sein. Nur wenn wir uns voll verwirklichen können, können wir ein gelungenes, zufriedenes Leben führen. Dazu gehört Vernunft, also Bildung, aber auch die Gemeinschaft mit anderen Menschen. Das haben die meisten Menschen ja auch während dem Lockdown gemerkt! Und natürlich gibt es Unterschiede von Mensch zu Mensch.

Man muss herausfinden, was einem persönlich wirklich wichtig ist, was einen glücklich macht und das dann mutig verfolgen! Das ist vielleicht nicht immer das, was die Eltern oder die Gesellschaft um uns herum gut finden. Das Wort Selbstbewusstsein passt da ganz gut! Ganz ohne Bildung (Schule) und nur für sich alleine, ist es vermutlich sehr schwer zu verstehen wer man ist und was einem gut tut! Da hat Aristoteles wohl recht! Zudem gefällt mir sein Gedanke, dass wir nicht nur Dinge tun sollen, die einem Zweck dienen, also für etwas anderes gut sind. Musik machen oder hören, Sport machen oder mit Freunden zelten, jemandem helfen usw. das sind Dinge, die uns (und anderen) unmittelbar gut tun, weil sie uns Spaß machen! Sie tragen ihren Zweck in sich, sagt Aristoteles.

Was halten sie von Philosophen, wie Slawoj Žižek?

Slawoj Žižek ist sehr interessant, aber auch sehr schwierig zu verstehen! Er versucht Psychologie und Philosophie zu verbinden und ist einer der wenigen Denker, die sich für einen neuen Kommunismus einsetzen! Aber Žižek ist sicher nicht für Einsteiger in die Philosophie zu empfehlen!

Sollte die Philosophie sich nur auf die einzelne Person, oder auf die Gesellschaft, das Kolletkiv beziehen?

Ich glaube Philosophie wendet sich erstmal immer an ein Individuum. Sonst ist es Politik. Aber wie die griechische Philosophie vor 2500 Jahren schon festgestellt hat: wir sind als Menschen notwendig auf die Gemeinschaft mit anderen Menschen angelegt. Wir brauchen den Austausch und die Anerkennung durch Freunde, Familie oder Partner.

Empfinden sie, dass eine neue Schule der Philosophie für die erste Hälfte des 21.Jahrhunderts, dank der neuartigen Probleme notwenig ist?

Ich glaube nicht, dass wir so radikal neue Probleme im 21. Jahrhundert haben.
Aber das virtuelle Leben online und die aufkommende künstliche Intelligenz sind neue Themen, die viele Fragen aufwerfen.
Social media gibt uns schnell ein fake Gemeinschaftsgefühl, dass meiner Meinung nach echte menschliche Nähe und Beziehungen nicht vollständig ersetzen kann.
Und künstliche Intelligenz, Algorithmen und generell der Einfluss der Technik verändert gerade ziemlich extrem das menschliche Zusammenleben. Es gibt aber nur wenige Menschen, die annähernd verstehen und kontrollieren (soweit dies überhaupt möglich ist!), was da passiert.
Wenn man in die Vergangenheit schaut, haben sich ja sehr viele Zukunftsvisionen aus Science Fiction Romanen und Filmen tatsächlich bewahrheitet (Flugzeuge, das Telefon, die Mondlandung, Computer, das Internet usw.) Wenn man sich einige dieser Science Fiction Szenarien anschaut (Wir, 1984, Schöne neue Welt, Fahrenheit 451 oder viele Episoden der Serie Black Mirror) kann man nur hoffen, das diese nicht eintreten werden!

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