Social Media – internationale Freundschaften oder doch nur Illusion?

Social Media – internationale Freundschaften oder doch nur Illusion?

Ob auf Instagram, Tiktok oder WhatsApp – jeden Tag kommunizieren und interagieren wir mit Menschen auf dem gesamten Erdball und das ohne auch nur von unserem Sofa oder Stuhl aufstehen zu müssen. Wir scrollen uns durch diverse Instagram-Posts aus jedem erdenklichen Land oder schreiben schnell eine WhatsApp-Nachricht an den Freund oder die Freundin auf der anderen Seite der Erde. Durch diese praktische und schnelle Möglichkeit der Kommunikation, die uns Social Media heutzutage bietet, haben wir immer das Gefühl am Leben anderer teilzuhaben und nie allein zu sein – oder ist das vielleicht doch nur eine Illusion?

Die sozialen Netzwerke fundieren nicht als Ersatz für „echten“ Kontakt

Die Frage der Einsamkeit ist ein viel diskutiertes Thema, welches zudem in der Zeit der Corona-Pandemie eine wichtige Rolle spielt. Durch die Kontaktbeschränkungen flüchten sich viele Menschen in die digitale Welt, um dort die gewünschte Nähe und Zwischenmenschlichkeit zu finden, die besonders in dieser Zeit durch Masken oder Abstandsregeln beschränkt werden.

Durch den Wegfall von Besuchen bei Bekannten, Familie oder Verwandten sind viele auf die Kommunikation über soziale Medien umgestiegen. „Ob via Nachricht oder Video, solche technischen Lösungen können den ein oder anderen Besuch ersetzten – aber auf Dauer keinen echten Kontakt“, sagt Kommunikationspsychologe Prof. Dr. Markus Appel von der Universität Würzburg.

Es ist folglich keine große Überraschung, dass sich immer mehr Menschen einsam fühlen. Doch könnte die Welt der digitalen Medien dieses Gefühl eventuell sogar verstärken?

Social Media ist nicht der Auslöser, sondern der Verstärker für Einsamkeit

Nur wenige Wissenschaftler erforschen die Einsamkeit, da diese ein subjektives Gefühl und dadurch schwer zu messen ist. Brian Primack von der Universität Pittsburgh hat den Einfluss der Online-Nutzung auf das psychische Wohlbefinden von 1800 Probanden im Alter von 19 bis 32 Jahren untersucht. Sein Resultat: User, die täglich mehr als zwei Stunden online waren, litten mit einer doppelt so hohen Wahrscheinlichkeit unter Einsamkeit als jene, die das Internet weniger als 30 Minuten nutzten. Weitere Studien fanden allerdings heraus, dass Social Media nicht als Auslöser, sondern als Verstärker für diese Gefühl fundiert. Wer jeden Tag Bilder von lachenden Menschen am Strand oder auf Partys zu sehen bekommt, wird diese Ausschnitte aus Leben schnell als Normalität ansehen. Und exakt diese Illusion von Perfektion und immer guter Laune, die unter anderem auf Instagram zur Schau gestellt wird, kann zum Risiko für Vergleiche und daraus resultierende Einsamkeit werden.

Ein Like ist kein Lächeln, keine herzliche Umarmung

Natürlich darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die sozialen Netzwerke auch eine große Bereicherung in unser allen Leben bringen, denn nie war es so einfach wie heute, neue Freunde auf der gesamten Welt zu finden und schnell miteinander zu kommunizieren. Die internationale Vernetzung, die für uns heute schon selbstverständlich ist, kann stark dabei helfen, seine realen Beziehungen zu Freunden, zur Familie aufrecht zu erhalten. Allerdings kann ausschließlich virtuelle Kommunikation zum Problem werden, da dies allein unser tiefes Grundbedürfnis nach Nähe nicht befriedigen kann.

Diese Meinung teilen auch Experten, wie der Psychiater Gregor Hasler von der Universität Bern. Er meint, dass soziale Netzwerke bloß eine Nähe vortäuschen, die gar nicht existiert. In einem viel gelesenen Tagesspiegel-Interview kritisierte die Soziologin Eva Illouz, die Menschen würden allein vor ihren digitalen Geräten sitzen und die Likes auf ihren Profilen zählen. Ein Like ist aber kein Lächeln, keine herzliche Umarmung. Sie sagte außerdem: „Die Unverbindlichkeit in den sozialen Medien steht Bindungen im Weg – ich nenne es negative Beziehungen, die dadurch befördert werden.“ Nach dem Motto: Ich bin verabredet? Ach, kann ich doch einfach absagen.

Zur Illusion wird die digitale Welt infolgedessen nur, wenn man sie nicht mit Bedacht konsumiert. Die vielen Vorteile, die wir durch die neue Art der Kommunikation genießen, erleichtern und bereichern unser Leben, doch wir sollten uns nicht zu schnell täuschen lassen. Denn social Media sollte eine nette Ergänzung zu unseren Freundschaften sein, diese allerdings nicht ersetzten. Dennoch sollten wir uns glücklich schätzen, eine solch einfache internationale Vernetzung erfahren zu dürfen, die unser Leben und unsere Beziehungen gerade in Zeiten der Pandemie bereichert und ergänzt.

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Athenais

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