Künstler und die Coronakrise

Künstler und die Coronakrise

Was macht ein Künstler eigentlich, wenn das Publikum gezwungener maßen auf Abstand bleiben muss? 

In diesem Artikel geht es darum, wie sich die Coronakrise auf das Leben und Arbeiten diverser Künstler auswirkt. Da es schwierig ist viele Künstler zu interviewen, werden in diesem Artikel die Antworten von Künstlern der drei Kategorien Theaterdarsteller, Musiker und Bildende Künstler aus verschiedenen Interviews zusammengetragen.

Welche Einschränkungen hat die aktuelle Situation auf das Schaffen der Künstler

Die Theaterdarstellerin Monika-Margret Steger berichtet, dass viele der Vorstellungen in den Theaterhäusern ausfallen werden. Die Stücke wurden mit viel Aufwand erstmal den Corona Richtlinien entsprechend angepasst, mussten dann jedoch auf Grund des zweiten Lockdowns erneut abgesagt werden.

Alina Rank, eine freie Schauspielerin aus Berlin, bekam kurz vor der Abreise zu ihrem Engagement zu Beginn der Krise eine Absage. Neben dem Verlust des Einkommens, stand sie somit auch vor dem Problem, dass sie für die Zeit der Produktion in einer anderen Stadt ihre Wohnung vermietet hatte. Es war viel Flexibilität und Zusammenhalt in der Kunstszene nötig, um viele solcher Situation aufzufangen.

Manche kleinen Bühnen haben während der Sommerzeit OpenAir-Theater in der Form von Autokinos angeboten. Großveranstaltungen sind in dieser Form jedoch nicht möglich. Da Theater sich nicht als Produkt herstellen und verkaufen lässt, ist diese Form der Kunst extrem betroffen. Neben den Künstlern auf der Bühne sind ebenfalls die weitaus größere Gruppe der Beteiligten hinter dem Vorhang betroffen.

Eine online Version von Theater konkurriert mit professionellen Filmen und vereint die Nachteile, dass das Spiel mit dem Publikum und die spezielle Stimmung nicht eingefangen werden kann und zudem die technischen Möglichkeiten und Effekte eines gedrehten Films nicht zur Verfügung stehen.

Lestaya eine Cellistin der Band Ferndal berichtet, dass sie mit ihrer Band keine Konzerte geben kann. Ebenso kann sie keine Cello Stunden für ihre Schüler geben. Sie hält den Unterricht nun online ab, was nach ihrer Aussage jedoch keinen regulären Unterricht ersetzen kann.

Für Musiker in der Oper ist die Situation ähnlich zu der in Theatern, die von dem direkten Erlebnis einer Lifevorstellung mit vollem Bühnenbild lebt.

Karin Beuslein, die Betreiberin des ‚Bilderhaus‘, einer Frankfurter Galerie, in der Ausstellungseröffnungen oft mit Festen einhergehen, beschrieb ihre Situation in einem Zeitungsinterview. Sie musste Vernissagen und ganze Ausstellungen absagen, Versuche die Veranstaltungen in anderer Form, zum Beispiel durch Freiluftausstellungen mit limitierter Zuschauerzahl durchzuführen, konnten nicht zugelassen werden. Freischaffende Künstler ohne alternatives Einkommen seien natürlich am stärksten betroffen und versuchen über verschiedene kreative Wege ihre Werke zu präsentieren. Allerdings fehle die Begegnung und die Inszenierung, die essentiell für das Gesamterlebnis sei.

Sebastian Koch, ein bildender Künstler beschreibt die Möglichkeiten alternative Präsentationen zu nutzen als schwierig, da Kunst Raum und Kommunikation brauche.  Da das Einkommen eines Künstlers meist sehr unregelmäßig und nicht vorhersehbar ist, seien die großen Kunstmessen als zentrale Veranstaltungen immens wichtig. Diese Veranstaltungen werden lange vorher geplant und die Absage nähme den Künstler einen großen Teil der Verkaufsmöglichkeiten. Die Arbeit im Atelier kann stattfinden und Auftragswerke sind möglich, diese machen aber nur einen kleinen Teil des Einkommens aus.

 Werden sich die jeweiligen Branchen erholen?

Für das Theater sieht Monika-Margret Steger eventuelle Probleme dabei, dass erstmal weniger große Projekte kommen werden, da niemand die Planung und Kosten übernehmen will, wenn sich die Umstände ständig ändern.

Alina Rank dagegen konnte Verträge für Produktionen sichern, die ins Jahr 2022 verschoben wurden. Einige ihrer Projekte werden weiter vorbereitet und warten auf die Möglichkeit zu starten. Sie sieht Perspektiven für die Zukunft. Im Vergleich zu Künstlern anderer Länder sei die Situation in Deutschland recht gut.

Aber kleinere Bühnen ohne entsprechende Sponsoren oder generell Schauspielhäuser ohne dahinterstehende Organisationen haben keine Reserven, um selbst in Vorschuss für die Vorbereitung einer neuen Saison zu gehen.

Für freischaffende Künstler gibt es laut Lestaya viel Hilfsbereitschaft, so werden Spenden gesammelt und auch Gewerkschaften arbeiten daran finanzielle Hilfen für die Künstler anzustoßen.

Sebastian Koch beschreibt die Möglichkeit Unterstützung zu bekommen als sehr unterschiedlich. Teils wird unbürokratisch geholfen, teils fehlen administrative Komponenten und die Hilfe bleibt aus. Der potentielle Ausfall des Einkommens durch die nicht mehr stattfindenden Messen und Veranstaltungen lässt sich nicht direkt beziffern.

Karin Beuslein sieht die Zukunft für kleinere und private Galerien weniger negativ. Ihrer Einschätzung nach könnten die Lockdownphasen und die Schließungen der Kulturstätten eventuell das Interesse der Besucher geschwächt haben, die eher sporadisch kulturelle Angebote wahrnehmen. Sie ist jedoch überzeugt, dass Kunstinteressierte nach den Einschränkungen weiterhin zu den Galerien kommen. Große Galerien die sehr hohe Mieten zahlen müssten kämen jedoch in Schwierigkeiten.
Sie sieht Kinos, denen das Live-Erlebnis fehlt am ehesten gefährdet, dass die Leute sich in der Krise an die ohnehin schon verfügbaren Online Angebote und Heimkinos gewöhnt haben und das Angebot nicht wieder so wie zuvor annehmen. 

Nach den großen Krisen oder Kriegen hat sich schon immer ein gewisser Hunger nach Zerstreuung und Kultur in verschiedenster Form gezeigt. Menschen mit Verständnis für die verschiedenen Formen der Kunst werden die Angebote wieder beleben. Jedoch ist allen Antworten auf diese Frage zu entnehmen, dass die Kunst eine der letzten Teile des Lebens ist, für das wieder Geld zur Verfügung steht. 

Was machen die Künstler während des Lockdowns?

Die Cellistin Lestaya erzählt von sich, dass sie jetzt die Zeit nutzt, um Dinge vor oder nach zu arbeiten, zu denen sie sonst nicht kommt. Auch findet sie nun viel zeit zum Üben, wobei sie dabei auch auf ihre ebenfalls zuhause sitzenden Nachbarn Rücksicht nehmen muss. Sie hab des weiteren Zeit nun an neuen Werken zu arbeiten.

Die Theaterdarstellerin Monika-Margret Steger hat in Zeiten des Lockdowns ihre bisherigen Projekte zwar im direkten Kontakt zu Mitmenschen aufgeben müssen, jedoch hat sie mit ihrer Gruppe auch online weitergemacht. Auch hat sie ihre Workshops online angeboten. In beiden Fällen, hat sie jedoch die Online Version nicht so sehr erfüllt, wie die Liveversion. Sie hat des weiteren nun angefangen viel mehr Musik zu machen, was nach ihrer Aussage ihr Leben sehr bereichert hat.

Alina Rank hat sich intensiv um ihre Gesundheit gekümmert, auf eine gesündere Lebensweise umgestellt, um für den Beginn neuer Projekte fit zu sein. Sie hat sich um Unterstützung gekümmert um die Durststrecke zu überstehen und hat sich um neue Projekte und andere Theaterkonzepte wie Ein- und Zweipersonenstücke gekümmert.

Eva Meitner, die Dirigentin der freien Orchesters Leipzig hat mit Kollegen neue Wege der Zusammenarbeit über das Internet und auch die Onlinestellung von Musik entdeckt. Moderne Zahlungsarten erlauben Spendenbasierte Einnahmen fern von Youtube-Followern. Ebenfalls hat sie, neben der großen Bühne und vollem Orchester, die Kammermusik wieder entdeckt und erarbeitet mit einer Kollegin ein Repertoire mit dem sie hofft in kleinerem Rahmen bald wieder auftreten zu können.

Der Kabarettist Marco Schiedt musste auf einen anderen Beruf ausweichen. Er wollte nicht auf die Unterstützung anderer angewiesen sein und möchte sobald sich die Möglichkeit bietet wieder auf die Bühne zurückzukehren.

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