Jugendliche im Fitnesswahn
Egal ob Influencer auf Social Media oder der Berufswunsch als Personal Trainer – Fitness beschäftigt schon lange nicht nur Erwachsene. Auch Emil und Leon, J1, trainieren intensiv 4-5 Mal die Woche. Handelt es sich hierbei noch um ein normales Hobby oder um gefährlichen Körperwahn?
In fast jedem Freundeskreis findet sich mindestens eine Person, die regelmäßig ins Fitnessstudio geht. Ziel dabei ist es meistens, den eigenen Körper zu formen und definieren. „Ich habe angefangen zu trainieren, weil ich mit mir selbst unzufrieden war. Mein Umfeld hat mir eingeredet, dass ich nicht kräftig genug sei“, begründet Emil seine anfängliche Motivation. Ihm ging es dabei wie so vielen Jugendlichen, die sich zwischen gesellschaftlichen Schönheitsidealen und der Realität ihren Weg erkämpfen müssen. Durchtrainiert und schlank sollen Mädchen sein, muskulös und breit Jungen. Doch gerade Jugendliche, deren Körper sich erst langsam entwickeln muss, werden durch solche Ideale unter Druck gesetzt. Die gesellschaftliche Entwicklung zum Fitness-und Sportzeitalter gibt da nur noch ihr Übriges.
„Was Die Ernährung angeht, lebe ich viel gesünder“
Grundsätzlich scheint dieser Trend auch Gutes mit sich zu bringen. Leon und Emil sind sich einig, dass das Training zu mehr Zufriedenheit gegenüber ihnen selbst geführt hat. „Ich lege viel mehr Wert auf meine Gesundheit und Kondition“, beschreibt Leon sein Leben seit er regelmäßig trainiert. „Früher habe ich gerne mal eine Chips-Tüte aufgemacht. Jetzt habe ich nicht mal wirklich Lust dazu“, antwortet Emil. „Ich habe viel Disziplin aufgebaut. Statt mit Freunden am PC zu sitzen oder an langweiligen Tagen rumzugammeln, habe ich mich entschieden, trainieren zu gehen.“
Social Media als Plattform zur Selbstdarstellung
Auch die Marketing-Industrie auf Social Media orientiert sich immer mehr an Fitness und Ernährung. Fitness-Blogger wie Pamela Reif gehören zu den erfolgreichsten Influencern Deutschlands. Wie die Vorbilder es zeigen, wollen auch Jugendliche ihre Erfolge posten und teilen. Schnell fängt damit das Vergleichen an. „Jeder hat das Recht sich zu präsentieren, wie er möchte. Wenn andere einen dann als Schönheitsideal wahrnehmen und sich dadurch schlecht fühlen, liegt das Problem nicht bei einem selbst, sondern bei dem Betrachter, der nur das gute Ergebnis sieht ohne über die ganze Arbeit, die dahintersteckt, nachzudenken“, meint Leon.
Die Frage der Identität
Gerade in diesem Alter kann es schnell passieren, dass man durch eine intensive Auseinandersetzung mit dem Körper, anfängt, seine Identität über den Körper zu definieren. Dies kann dann zum Problem werden, wenn für den Sport andere Hobbys oder Vorlieben vernachlässigt werden. „Ab und zu hat man Komplexe, wenn einige Tage das Training ausgelassen werden muss, zum Beispiel während dem Corona Lockdown“, sagt Emil.
Das Maß spielt die entscheidende Rolle. Verbringt man viel Zeit mit dem Training, liegt es nahe, seine Trainingserfolge als Charaktererfolge anzusehen. In diesem Fall fühlt man sich gut und erfolgreich. Im Gegenzug können aber genauso Misserfolge beim Sport fälschlicherweise als persönliches Scheitern empfunden werden. Der Druck immer weiter zu trainieren bestimmt nun nicht mehr nur das körperliche sondern auch das psychische Wohlergehen. Besonders Jugendliche, die ihren Körper sowieso erst lieben lernen müssen, sind anfällig für solche Verhaltensmuster. Deshalb ist es wichtig sich immer daran zu erinnern, dass es nicht der Körper allein ist, der einen definiert und ausmacht.
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